Natives Olivenöl Extra: Alternative zum Sonnenblumenöl
Die Auswahl an Olivenöl ist riesig. Aber es ist nicht alles Gold, was in den Regalen als SpitzenqualitĂ€t glĂ€nzt. Fachleute erklĂ€ren, worauf es beim Olivenöl ankommt und wie es Gerichte veredelt. Beim Kauf von Olivenöl Extra Vergine fĂŒhlen sich viele Menschen oft ĂŒberfordert. Eine Top-QualitĂ€t lĂ€sst sich aber an Geruch und Geschmack erkennen.
Die Auswahl ist riesig und der Begriff ânativ extraâ steht inflationĂ€r auf fast allen Flaschen. Woran soll man sich beim Einkauf also orientieren? Leider sei die QualitĂ€t weder am Etikett noch am Preis zu erkennen.
Reines Naturprodukt oder industrielle Massenware?
Olivenöl wird einer EU-Verordnung zufolge in verschiedene GĂŒteklassen eingeteilt. Die höchste Stufe ânativ extraâ sollte Ălen vorbehalten sein, die einwandfrei riechen, schmecken und ein MindestmaĂ an Fruchtigkeit haben. DarĂŒber hinaus gibt es natives Olivenöl extra mit leichten Fehlnoten und âOlivenölâ.
Letzteres ist ein Verschnitt aus sensorisch stark fehlerhaftem Ăl, das raffiniert werden muss, mit einem kleinen Anteil an nativem Ăl. Durch das Raffinieren wird das Ăl zwar geschmacksneutral, verliert aber seine ernĂ€hrungsphysiologisch wertvollen bioaktiven Substanzen. âNativâ steht fĂŒr die Gewinnung mit ausschlieĂlich mechanischen Verfahren und ohne WĂ€rmebehandlung.
Der gröĂte Bereich bei nativem Olivenöl extra sei heutzutage Etikettenschwindel. Die EU-Olivenverordnung ist aus den 90er-Jahren und hat sehr industriefreundliche chemisch-analytische Werte. Viele der Grenzwerte seien zu lasch. Ein Olivenöl, das mehr als 0,4 Prozent freie FettsĂ€uren aufweist, sei nie frei von Fehlaromen. Das Gesetz erlaubt aber bei der Spitzenklasse bis zu 0,8 Prozent.
Heute stecken Ăle von Spitzenproduzenten in der gleichen Warenkategorie wie die industrieller AbfĂŒller. Aber zwischen diesen Ălen liegen Welten, was der Verbraucher am Etikett nicht erkennen kann. Glucklicherweise verarbeite eine neue Generation von Produzenten regionaltypische Oliven mit innovativer ĂlmĂŒhlentechnologie zu hocharomatischen Ălen.
QualitÀt zu erkennen
DafĂŒr benötige man wie beim Wein eine ganze Reihe verlĂ€sslicher Informationen, bis hin zum einzelnen Erzeuger, den Lagen und Olivensorten. Und man sollte Wichtiges ĂŒber das Ăl wissen. Es handelt sich ĂŒberwiegend um ein Frucht– und nicht um ein Kern- oder Samenöl.
Neben mehrfach ungesÀttigten FettsÀuren im Olivenkern wandeln Oliven wÀhrend des Reifungsprozesses Fruchtzucker in einfach ungesÀttigte FettsÀuren um. Vor allem Letztere mit etwa Polyphenolen und Vitamin E sind der Grund, warum Olivenöl als gesund gilt.
Um QualitĂ€t erkennen zu können, empfiehlt sich fĂŒr Einsteiger eine begleitete Verkostung. Man schĂ€rft Geruchs- und Geschmackssinn und lernt, wie fehlerfreies, reintöniges Olivenöl tatsĂ€chlich riecht und schmeckt.
Nach dem Riechen zieht man einen kleinen Schluck mit viel Sauerstoff in den Mund. Dabei entsteht ein schlĂŒrfendes, schmatzendes GerĂ€usch. Beim Schlucken nicht erschrecken, wenn sich in Mund und Rachen Bitternoten und pfeffrige SchĂ€rfe ausbreiten.
Fruchtig, bitter und scharf
Bei dem Fruchtöl geht es wie bei Wein um Aromatik. Gutes Olivenöl sollte pflanzliche grĂŒne Noten von Gras ĂŒber WildkrĂ€uter bis Tomate haben und frisch schmecken. Alles, was nicht frisch und pflanzlich riecht, sind Fehlaromen. Bei extra nativen Ălen sind sie verboten.
Beim Verkosten entwickeln sich in Mundhöhle, Rachen und Hals SchĂ€rfe und Bitternoten von dezent und flĂŒchtig bis krĂ€ftig und lang anhaltend. AbhĂ€ngig ist dies von der Olivensorte, dem Anbaugebiet, dem Erntezeitpunkt und der Verarbeitungstechnik in den hochmodernen MĂŒhlen. Mahlsteine gehören der Vergangenheit an.
Profis bewerten die IntensitĂ€t des Ăls in den Kategorien Frucht, Bitterkeit und SchĂ€rfe. Je höher der Gehalt an antioxidativ und entzĂŒndungshemmend wirkenden Polyphenolen im Olivenöl, desto schĂ€rfer und bitterer ist der Geschmack. Besonders fĂŒr Einsteiger sind solch intensiv-fruchtige Olivenöle meist gewöhnungsbedĂŒrftig.
Sortenreine Olivenöle drĂŒcken am besten die Eigenschaften einer Olivensorte und ihres Terroirs, also der gesamten natĂŒrlichen Umgebung aus. Manche Ăle kommen auch als Blends auf dem Markt. DafĂŒr werden meist Oliven verschiedener Sorten gleichzeitig geerntet und in der ĂlmĂŒhle verarbeitet.
SpitzenqualitÀt kann erhitzt werden
HartnĂ€ckig hĂ€lt sich die MĂ€r, dass nur raffiniertes Olivenöl erhitzt werden darf. Das sei falsch. Durch die hohe HitzestabilitĂ€t seiner einfach ungesĂ€ttigten FettsĂ€uren kann man mit Olivenöl bedenkenlos kochen, braten, frittieren oder backen. Und zwar unabhĂ€ngig davon, ob es sich um ein raffiniertes, natives oder extra natives Ăl handelt. Der Rauchpunkt von Olivenöl liegt bei rund 210 Grad Celsius.
Dagegen sprechen jedoch der hohe Preis hochwertiger Olivenöle und der Verlust der feinen Aromen. Geschmack und Aroma dieser Tropfen kommen am besten zur Geltung, wenn sie erst kurz vor dem Anrichten einer Speise untergemischt oder darĂŒber getrĂ€ufelt werden. Beim Erhitzen des Ăls verflĂŒchtigen sich die Aromen. Auch die Geschmackskomponenten scharf und bitter lassen nach.
Alleskönner in der KĂŒche
Beim Kochen wĂ€hlen Profis ihr Olivenöl passend zur IntensitĂ€t des Gerichts. Ein intensiv fruchtiges Ăl passt zum Beispiel zu einem Linsen- oder Bohneneintopf, gegrilltem Steak oder deftigen Schmorgerichten wie SoĂe Bolognese.
Mittelfruchtige Ăle sind ein Muss bei Gegrilltem, sei es Fisch, MeeresfrĂŒchte oder GemĂŒse. Mildfruchtige Tropfen dagegen erhöhen die Aromen und Geschmacksnoten von sanft gegartem Fisch oder Huhn und veredeln das Dressing fĂŒr zarte Blattsalate.
Zusammenfassung
Olivenöl ist ein wertvoller und geschmackvoller Ersatz fĂŒr Sonnenblumenöl. Es enthĂ€lt viele Vitamine und NĂ€hrstoffe, die fĂŒr eine gesunde ErnĂ€hrung unerlĂ€sslich sind.
Olivenöl ist auch eine sehr gute Quelle fĂŒr mehrfach ungesĂ€ttigte FettsĂ€uren, die bei der Verringerung des Cholesterinspiegels helfen und die Herzgesundheit verbessern können.
Olivenöl ist auch eine gesĂŒndere Option als Sonnenblumenöl, da es nur ein Drittel der Gesamtkalorien enthĂ€lt. Es hat auch einen relativ hohen Anteil an ĂlsĂ€ure, die die BlutgefĂ€Ăe gesund hĂ€lt und das Risiko von chronischen Krankheiten wie Herzerkrankungen senkt.
Olivenöl hat auch einen viel höheren Rauchpunkt als Sonnenblumenöl, was bedeutet, dass es bei höheren Temperaturen verwendet werden kann, ohne dass es giftige Substanzen freisetzt. Es eignet sich daher hervorragend fĂŒr die Zubereitung von Speisen bei hohen Temperaturen, wie z.B. Braten, Grillen oder Frittieren.
Es ist jedoch wichtig, dass Olivenöl nicht zu lange erhitzt wird, da es sonst seine gesundheitlichen Vorteile verliert. Olivenöl sollte bei mittlerer Hitze gekocht werden, um die meisten seiner Vorteile zu gewÀhrleisten. Olivenöl ist eine vielseitige und gesunde Alternative zum Sonnenblumenöl.